People Pleasing –
Raus aus der People Pleasing Falle!
Angepasst zu sein und es den Menschen, die uns nahestehen, Recht zu machen, ist nicht nur normal sondern definitiv auch etwas positives. Auch in anderen Kontexten – z. B. im Beruf – kann es sinnvoll und notwendig sein, „gefallen“ zu wollen.
Wie immer kommt es dabei auf das Maß drauf an.
Als psychologische Psychotherapeutin habe ich nämlich oft erlebt, wie das ständige Bemühen es allen recht zu machen, die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigen können.
Doch wenn man schon tief drinsteckt im People Pleasing, gibt es dann überhaupt noch eine Chance, wieder herauszukommen? Und wenn ja, wie??
1. Ursprünge
Meistens liegen die Wurzeln des übermäßigen People Pleasings in der Kindheit begraben. Erziehungsstil, People Pleasing der Eltern, Schule etc. prägen uns und hinterlassen auf vielfältigste Art und Weise ihre Spuren. Wenn dich das ausführlicher interessiert, dann hör doch mal in meinen Audiobeitrag „Hilfe ich bin ein People Pleaser!…aber warum eigentlich?“ unter Zusatzmaterial hinein. Doch auch, wenn du ganz klar die biographischen Hintergründe deines People Pleasings kennst: jetzt, als erwachsene Person sind wir selbst für uns verantwortlich und haben die Freiheit unser Dasein so bewusst wie möglich zu gestalten, unabhängig davon, was in der Vergangenheit passiert ist. Was ich damit sagen will: Ja, du kannst dich von übertriebenem People Pleasing lösen.
2. Abwägen
Es ist höchst individuell, wann für dich der Punkt erreicht ist, wo dir dein People Pleasing „zu viel“ ist. Das hängt von deinen persönlichen Erfahrungen und deiner Persönlichkeit ab. Ein Beispiel: einem Freund abzusagen, bewertet Person A als große Unhöflichkeit, Person B als ganz normal. Es gibt dabei kein Richtig und Falsch. Wenn du dein People Pleasing reduzieren willst, solltest du nur die Punkte deines Verhaltens ändern, die dich auch wirklich stören.
Um das klar herauszukristallisieren, schreibe alle deine Verhaltensweisen, die du dem People Pleasing zuordnest, auf eine Seite. Nimm dir dann bunte Stifte und notiere zu den jeweiligen Punkten deine Gedanken. Im Beispiel wurde rot verwendet als Zeichen, dass hier Veränderung wichtig wäre und grün bei Verhaltensweisen, die bestehen bleiben können.
Beispiel
3. Ideen für Veränderung entwickeln
Wie du im Beispiel siehst, können gleich auch schon Veränderungsideen notiert werden. Es ist wichtig, eine Vision davon zu entwickeln, wie du dich in der Zukunft verhalten willst. So vielfältig die Situationen sind, in denen dein People Pleasing auftritt, so vielfältig sind auch die Reaktionen auf diese Situation. Wenn du ratlos bist, dann frage doch eine Person deines Vertrauens mal, wie er oder sie sich in so einer Situation verhält.
Beispiel: dir fällt auf, dass du immer „Ja“ sagst, wenn deine Chefin dich bittet, länger zu bleiben oder bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Weil dich das ziemlich nervt und du wegen der vielen Überstunden auch unbedingt etwas an der Situation ändern willst, hast du dieses „Ja-Sagen“ auf deinem Zettel rot markiert. Wenn du aber an deine Chefin denkst, fällt dir gar keine Alternative ein. Wie könntest du reagieren ohne sie zu sehr vor den Kopf zu stoßen? Du gehst im Geist deine Kollegen durch und dir fällt Sabine ein. Sie bleibt selten länger und gibt der Chefin auch mal Kontra -> frage doch Sabine mal ganz unverbindlich, was SIE tut, wenn sie von der Chefin darum gebeten wird, länger zu bleiben.
Denke daran: Ideen sammeln schadet nicht, wir wollen aus dem Vollen schöpfen!
4. Achtsamkeit
Achtsam sein, bedeutet wahrzunehmen. Wer seine Verhaltensmuster ändern will, muss achtsam werden und bemerken, wann das „Problemverhalten“ auftritt. Das sind in Zukunft genau die Momente, in denen du gegensteuern musst. Installiere dir also einen People Pleasing „Wachmann“, der dich boxt, wenn du eines deiner rot markierten People Pleasing Verhaltensweisen zeigst 😉
Die Veränderung von People Pleasing Verhalten erfordert Zeit und Geduld. Es ist normal, dass nicht alles auf Anhieb klappt und auch, Rückschläge zu erleben. Suche dir Unterstützung bei Freunden, Familie oder einem professionellen Begleiter, um auf dem Weg der Veränderung bestärkt zu werden. Kleine Schritte machen übrigens einen großen Unterschied: wenn du das erste Mal „Nein“ zu deiner fordernden Chefin gesagt hast, wird es sich vielleicht nicht nach viel anfühlen – und doch ist es ein toller Erfolg, wenn man bedenkt, wie lange du dich schon hintenangestellt hast! Wenn etwas nicht so klappt wie erwünscht, dann scheue auch nicht davor zurück, dein Ziel und Vorgehen nochmal anzupassen! Vielleicht warst du bei einem der vorherigen Schritte zu hastig.
Es ist möglich, ein gesundes Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen anderer und den eigenen zu finden. Und auch wenn der Weg der Veränderung oft nicht leicht ist und womöglich von schwierigen Gefühlen wie Schuld oder Verunsicherung gesäumt ist: es lohnt sich! Denn auch du bist es wert, zu deinen Bedürfnissen zu stehen und nach außen hin zu vertreten.
Ich hoffe, dass dieser Artikel dazu beiträgt, People Pleasing besser zu erkennen und Schritte in Richtung einer gesünderen, authentischeren Lebensweise zu unternehmen. Wenn du weitere Fragen oder Anmerkungen haben, zögere nicht, mich zu kontaktieren. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu unterstützen.
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